Fruchtbarkeit bei Rindern


Unser Service:

  • Beratung, Vorträge und Seminare zum Thema Fruchtbarkeit bei Rindern.
  • Schwachstellen-Analyse und Konzepte
  • Regelmäßige Betreuung im Fruchtbarkeitsmanagement:
    • Manuelle Trächtigkeits-Untersuchung ab 30. Tag.
    • Puerperal-Kontrolle aller Tiere nach der Kalbung.
    • Sterilitätsbehandlungen.
    • Controlling der MLP per EDV.
    • Beurteilung Fütterung und Haltung.

Ein paar einleitende Worte

Die Fruchtbarkeit bei Rindern spielt zweifelsohne eine große Rolle. Eine Milchkuh, die nicht zeitgerecht tragend wird, hört irgendwann auf Milch zu produzieren. Eine Mutterkuh, die keine Kälber zur Welt bringt, frißt nur unproduktiv ihr Futter. Beides ist unwirtschaftlich und erfordert daher die Aufmerksamkeit des Betriebsleiters.

 

Doch Unfruchtbarkeit ist keine Krankheit, sondern ein Zustand. Die Gründe für diesen Zustand sind oft vielschichtig und erfordern eine gezielte Herangehensweise mit viel Erfahrung.

Fruchtbarkeit im Milchkuhbetrieb

Die Standardmethode

Die landläufige und weitverbreitete Herangehensweise an das Management der Fruchtbarkeit bei Milchkühen, geprägt durch US-amerikanische Sichtweisen, läßt sich in etwa wie folgt kurz zusammenfassen:

Mittels massiven Einsatzes verschiedener Hormonprogramme die Kuh möglichst schnell wieder tragend zu bekommen.

Die Kernidee ist es, möglichst viele Frischmelker in der Herde zu haben und damit hohe Tagesgemelke zu erzielen. Dieser auf den ersten Blick als wirtschaftlich klug erscheinende Gedanke erweist sich auf den zweiten und bei genauerer Betrachtung als ökonomisch nicht sehr schlau.

Jedes Jahr ein Kalb pro Kuh?

Was wollen wir eigentlich mit unseren Milchkühen erzeugen, Kälber oder Milch? Welche Milchleistung ist ein gutes ökonomisches Maß? Das Tagesgemelk, die Laktationsleistung, die Lebensleistung oder die Lebenstagsleistung?

 

Die erste Frage läßt sich, angesichts der leider dauerhaft extrem niedrigen Kälberpreise ohne große Berechnungen anstellen zu müssen, einfach beantworten: Milch!

Wozu dann also ein Kalb pro Kuh und Jahr?

Zumal die Kalbung an sich für die Milchkuh ein Hochrisiko-Ereignis mit  großer Wahrscheinlichkeit für den Abgang aus der Herde darstellt. Womit wir bei der Beantwortung der zweiten Frage wären. Eine Färse, die 30 Tage lang 40 kg Milch pro Tag produziert, und dann zum Schlachter geht, hat ein durchschnittliches Tagesgemelk von 40 kg erreicht. Würde man das Tagesgemelk als Kennzahl für die Ökonomie verwenden, wäre dieses Tier hoch produktiv gewesen. Das gleiche würde herauskommen, wenn die Laktationsleistung betrachtet werden und das Tier nach einer Laktation mit 10.000 kg Milch am Schlachthaken hängen würde.

Es wird klar, daß bei der Annahme von Tagesgemelk und Laktationsleistung für die ökonomische Bewertung die erhebliche Investition in die Aufzucht des Tieres unberücksichtigt bleibt. Es sind damit weniger gute ökonomische Kenngrößen.

 

Bei der Lebensleistung sieht es schon etwas anders aus. Eine Kuh, die mehr als 30.000 kg Milch in ihrem Leben produziert hat, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch wirtschaftlich gewesen.

Doch  auch diese Kennzahl weist Schwächen auf. Wenn nämlich für die Erreichung dieser Leistung eine zu lange Zeitspanne gebraucht wurde. Weil zum Beispiel die Zwischenkalbezeit(en) (ZKZ) zu groß geworden ist (sind). Dann kann es geschehen, dass selbst eine 100.000 Liter-Kuh sich negativ auf das Betriebsergebnis auswirkt.

 

Daher ist die Lebenstagsleistung oder Lebenseffektivität am besten geeignet, die Ökonomie einer Milchkuh abzuschätzen. Diese Kennzahl bildet auch ein hohes Erstkalbealter oder zu lange Zwischenkalbezeiten mit ab. Die Lebenstagsleistung gibt Auskunft darüber, wieviel Milch die Kuh tatsächlich pro Tag ihres Lebens hochgerechnet produziert hat. Es liegt auf der Hand, dass eine Kuh mit hoher Lebenseffektivität wertvoller ist als eine mit geringer.

 

Die optimale Lebenseffektivität in 10.000-Liter-Herden erreichen Kühe mit einer ZKZ von durchschnittlich 430-460 Tagen! Daher ist es ökonomischer Unfug, in solchen hochproduktiven Herden jedes Jahr ein Kalb pro Kuh anzustreben.

Die optimale Rastzeit

Die optimale Rastzeit (Zeit zwischen der Kalbung und der ersten Besamung) für die Milchkuh wäre demnach, unter Berücksichtigung der o.a. ZKZ und einer Trächtigkeitsdauer von 280-290 Tagen, bei 140 bis 180 Tagen anzusetzen. Und tatsächlich konnten ARBEL et al. (2001) bei Kühen in hochleistenden Kibbuz-Herden für die am Tag 150 post partum das erste Mal besamten Tiere eine um 19 ct $ bessere Wirtschaftlichkeit je Tag und Kuh nachweisen als bei Tieren mit Erstbesamungsdatum am Tag 90.

 

Doch gilt es zu berücksichtigen, dass nicht alle Tiere die gleichen Laktationskurven aufweisen und unterschiedlich das Puerperium durchlaufen haben werden. Daher muß die Festlegung der Rastzeit individuell und dynamisch kontrolliert erfolgen. Folgende Grundsätze haben sich dabei bewährt:

  • Kein Tier vor dem 60. Tag post partum besamen!
  • Das Tageshöchstgemelk multipliziert mit 2,2 in Tagen ergibt die Mindestrastzeit. Für eine Kuh, die in der zweiten Milchkontrolle 50 kg Milch erzielt, ergäbe sich somit eine Mindestrastzeit von 110 Tagen. Entsprechende Zuschläge ergeben sich dann für:
    • Kühe, die eine schwere Erkrankung (Stoffwechsel, Entzündungen, Lahmheiten) in der Frühlaktation durchgemacht haben.
    • Unzureichende Körperkondition.
  • Daher kein Tier besamen, welches
    • weniger als einen aktuellen BCS von 2,75 aufweist oder
    • ein aktuelles Tagesgemelk von mehr als 35 kg hat.

Mit dieser Vorgehensweise nähert man sich am besten der optimalen Rastzeit an.

Guter Besamungserfolg

Natürlich sollte die Kuh, wenn man sie besamt, auch tragend werden. Obwohl die Gründe für eine erfolglose Besamung sehr vielschichtig sein können, lassen sich in der Regel diese Hauptgründe ausmachen:

  • Vorgeschädigte F1-Follikel.
  • Entzündungen der Gebärmutter im Puerperium und danach.
  • Stoffwechselerkrankungen.
  • Suboptimale Stoffwechselbedingungen zum Zeitpunkt der Besamung.

Diesen Hauptgründen ist mit entsprechenden Gegenmaßnahmen entgegenzuwirken.

Management der Fruchtbarkeit

Die Aufdeckung von Schwachstellen auf rinderhaltenden Betrieben, welche diese Hauptgründe begünstigen, ist unsere Spezialität. Mit einer vernünftigen Gewichtung werden Maßnahmen erarbeitet, die den Schwachstellen entgegenwirken. Wesentlicher Bestandteil ist dabei die Etablierung eines regelmäßigen Managements der Fruchtbarkeit.

 

Aus wissenschaftlichen Untersuchungen und aus der praktischen Erfahrung heraus ist bekannt, dass Gebärmutterentzündungen entscheidend den Erfolg einer Besamung beeinflussen. Daher ist von enormer Wichtigkeit die Tiere mit diesen Problemen frühzeitig zu erkennen und erfolgreich zu behandeln. Eine Vorgehensweise, wie hier beschrieben, hat sich nachweislich seit Jahrzehnten bewährt.